Die Vorsitzende der EJHN, Jasmin Meister, und Vorstandsmitglied Torben Schmidt waren zum Empfang des Papstes ins Schloss Bellevue in Berlin geladen. Ein kleiner Erlebnisbericht…
(von recht: Steve Henkel, Jasmin Meister, Annkathrin Sommerfeld, Torben Schmidt)
Morgens um 5.00 Uhr klingelte der Wecker. Jasmin und ich mussten uns zeitig fertig machen, denn wir waren zum Empfang „zu Ehren Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI.“ im Schloss Bellevue geladen. Da der Papst höchsten Sicherheitsstatus genießt war nicht nur die Stadt abgesperrt, sondern auch wir mussten uns kontrollieren lassen.
Dazu galt es um 7 Uhr in einer Berliner Bundeswehrkaserne zu erscheinen – knapp 4 Stunden vor der Ankunft seiner Heiligkeit.
Die Kleidungsfrage hatten wir bereits in den Tagen vorher besprochen: kein Anzug, aber doch etwas schicker. Wir wussten ja nicht genau, was uns erwartete. Als Protestanten konnten wir insofern recht nüchtern an der Veranstaltung entgegensehen, da es nicht unser Kirchenoberhaupt war, was zu Besuch kam.
Wir schafften es fast pünktlich aus meiner Wohnung, die auch Jasmin Herberge für ihren Besuch war. Den Weg vom U-Bahnhof bis zur Julius-Leber-Kaserne wiesen uns die Menschengruppen, die sich in Richtung Kaserne bewegten. Das kam uns – leicht verschlafen – ganz recht, denn die Orientierung funktionierte noch nicht einwandfrei. An der Polizeikontrolle mussten wir unsere goldgeprägten – nicht schlecht, oder!? – Einladungskarten vorzeigen, um die Kaserne betreten zu dürfen. Auf die einfache Sicherheitskontrolle (Jasmins Schuhe haben aus unerklärlichem Grund den Metalldetektor ausgelöst, mein Schlüsselbund jedoch nicht) folgte ein einfaches Zelt-Buffet-Frühstück mit den ungefähr 600 anderen Gästen. Die Wartezeit bis 9.30 Uhr auf den Transfer zum Schloss Bellevue, wo der Empfang stattfinden sollte, konnten wir uns durch Beobachtung der bunten Gruppe vertreiben: Protestanten, Katholiken, Jugendliche, alte Menschen, Kleinkinder, Farbige, Weiße, Pfarrer, Nonnen, Pfadfinder, Jugendgruppe und eine Gruppe der Pius Bruderschaft. Teile der EKHN-Gruppe trafen wir später auf der Tribüne im Garten des Schloss Bellevue. Wir hatten uns zufällig zusammen gesetzt.
Zuvor jedoch wurden wir im Bus aus der Kaserne zum Schloss Bellevue überführt. Und das nicht irgendwie, sondern in einer Polizeikolonne. Über rote Ampel und abgesperrte Straßenkreuzungen ging es durch die Berliner City-West im morgendlichen Berufsverkehr: sehr aufregend und einmalig!
Angekommen im Schloss hatten wir noch etwas Zeit, da wir erst um 10.30 Uhr unsere Plätze einnehmen sollten. Die freie Zeit nutzen wir zum Fotos machen und zur Erkundung des Schlossparks, der sonst nicht einfach zugänglich ist. Und mal ehrlich: wie oft lädt der Bundespräsident einen denn schon nach Hause ein?!
Auf die Einnahme unsere Plätze wies und dann eine eindrucksvolle Flut schwarz-lila Kutten hin. Die römisch-katholischen Bischöfe und Kardinäle trafen ein und setzen sich auf ihre Plätze in den Reihen vor uns.
Nun ging die Live-Übertragung vom Flughafen Tegel auf großer Leinwand los. Die Maschine des Papstes wurde im Anflug eingeblendet. Mit der Landung begann die Menge zu applaudierte unter der Bemerkung meines Nachbars: „Kam der mit dem Ferienflieger?“ Klatschen und Winken sollten uns noch zu vielen Anlässen im Laufe der nächsten 90 Minuten begleiten: Ausstieg des Papstes, Ankunft vor dem Schloss, Eintragung ins Goldene Buch, Erscheinen im Garten, Gang zum Rednerpodest mit dem Bundespräsidenten, vor und nach der Rede und beim Verlassen der Redebühne für das Vier-Augen-Gespräch mit dem Bundespräsidenten.
Allerdings hatte der Augenblick, als sich Benedikt XVI. aus Schloss Bellevue heraus in den Garten trat auch für den nüchtern-kritischen Protestanten etwas Aufregendes. Die Menge tobte, klatschte und winkte und wir wurden etwas angesteckt. Im Garten wurde der Papst empfangen von wichtigen Staatsvertretern und der Ehrenformation der Bundeswehr, die mit Marschkapelle und perfektem Gleichschritt einmarschierte. Im Anschluss begaben sich Papst und Bundespräsident auf den Weg zum Rednerpult und die Spannung stieg. Über die folgenden Reden war in der Presse viel zu lesen. Der Bundespräsident überzeugte, indem er auf die Verwurzelung Deutschlands mit der Kirche hinwies, nicht zuletzt da es das Kernland der Reformation ist. Er ging stets von beiden Konfessionen aus und verwies recht deutlich auf die Themen, die die Kirche(n) anzugehen haben in Hinblick auf Missbrauch und Orientierungshilfe der Gesellschaft.
Das Eindrucksvollste an der Rede des Führers des Vatikanstaats war es, ihm nicht weit entfernt gegenüber zu sitzen.
Unter tosendem Applaus machten sich Papst Benedikt und Bundespräsident Wulff, der stets wirkte, als wolle er den Papst stützen auf dem Weg, zurück ins Schloss zum persönlichen Gespräch.
Die Besuchergruppe musste noch abwarten, bis sich die Wagenkolonne wieder auf den Weg gemacht und das Schloss verlassen hatte. Danach konnten auch wir wieder den Heimweg antreten. Es war nun 12.30 Uhr und ein sehr eindrucksvoller und ereignisreicher Vormittag lag hinter uns.
Vielen Dank für die Einladung, Herr Bundespräsident!
Jasmin Meister und Torben Schmidt