Bericht aus der Ev. Sonntagszeitung:
Der Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau, die Segnung gleich-geschlechtlicher Lebenspartnerschaften mit der Trauung weitgehend gleichzustellen, widerspreche der Bibel, schreibt der Synodale aus dem Dekanat Darmstadt-Land, Jürgen Heitmann (Erzhausen), in einem offenen Brief. »Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass es Menschen gibt, die mit ihren geschlechtlichen Neigungen andersgeartet sind, als es dem Willen Gottes entspricht«, schreibt Heitmann. »Aber ich habe kein Verständnis dafür, dass sich die Kirche hier vor den Karren einer lautstarken Minderheit spannen lässt.« Gottes Wort habe einen höheren Stellenwert als der Zeitgeist.
Die theologische Begründung der Synode, dass die biblischen Texte nicht auf die heutige Lebenswirklichkeit zu deuten seien, sei gefährlich, schreibt Heitmann weiter. »Sie könnte zum Freibrief für alles und jedes werden.« Die Kirche verliere mit solchen Beschlüssen Glaubwürdigkeit, Profil und Mitarbeiter. Er selbst fühle sich ausgegrenzt und in der Synode nicht mehr willkommen, begründet Heitmann die Niederlegung seines Amtes.
Ganz anders reagierte die Evangelische Jugend in Hessen und Nassau auf den Beschluss der Synode. Die Aufwertung der Segnung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften sei eine mutige und konsequente Entscheidung für eine bunte und vielfältige Gesellschaft, teilte der Vorstand mit. »Ich bin stolz, Mitglied dieser Kirche zu sein«, sagte die Vorsitzende Jasmin Meister, zu- gleich Jugenddelegierte der Synode. Nun müsse der letzte Schritt zur Anerkennung der Segnung als echte Trauung gegangen werden.
Die hessen-nassauische Synode hatte vor zwei Wochen beschlossen, auch die Segnung von Lebenspartnerschaften als kirchliche Amtshandlung zu beurkunden, bei der die Paare eine Bescheinigung bekommen. Von den 134 Delegierten stimmten nur drei gegen die neue Fassung der kirchlichen »Lebensordnung«. Zwei enthielten sich bei der Abstimmung. Die Synode will in den kommenden Monaten weiter darüber beraten, ob die Segnung auch als Trauung bezeichnet werden kann.
In Abschnitt V der Lebensordnung heißt es unter anderem: »Heute wird davon ausgegangen, dass die gleichgeschlechtliche Orientierung zu den natürlichen Lebensbedingungen gehört. Homosexualität kann als Teil der Schöpfung gesehen werden. … Die Treue zu den biblischen Texten und die Bejahung gleichgeschlechtlicher Liebe schließen sich nicht mehr aus.«