Peter Shipton will sich keinen Heiligenschein verdienen. Die regelmäßigen freiwilligen Besuche auf der Palliativstation des Markuskrankenhauses in Frankfurt konfrontieren ihn immer wieder mit schwer erträglichen Situationen. Trotzdem macht er das gerne. Er hört den sterbenskranken Patienten zu, tauscht sich mit ihnen aus, hält ihre Hand.

Shipton ist einer von 36 Prozent aller Deutschen, die ein Ehrenamt bekleiden. Er empfindet dies als »Bereicherung«. Zwar unterscheidet er sich in der Wortwahl von denjenigen, die im Ehrenamt vor allem »Freude« haben wollen, inhaltlich aber gehört er genau zu dieser Gruppe.

Die letze große Untersuchung zum freiwilligen Engagement in Deutschland, der Freiwilligensurvey 2009, hat ergeben, dass es oberste Maxime einer freiwilligen Tätigkeit ist, dabei Freude zu empfinden. Damit wird der alten Einschätzung widersprochen, freiwilliges Engagement sei vor allem eine aufopferungsvolle und selbstlose Tätigkeit. Dem widerspricht auch nicht, dass dennoch 61 Prozent aller Ehrenamtlichen die Gesellschaft mitgestalten und zum fast ebenso großen Teil mit anderen Menschen zusammenkommen wollen. Sie tun dies zumeist auf überschaubaren Tätigkeitsfeldern, die als beeinflussbar wahrgenommen werden.

Immerhin noch 27 Prozent der Befragten geben an, dass sie im Ehrenamt auch Qualifikationen erwerben wollen. Allerdings trifft dies stärker auf die jüngeren Engagierten zu.

Dass das sogenannte neue Ehrenamt mit Freude an der Tätigkeit, Kontakt zu anderen Menschen, überschaubaren und klar definierten Tätigkeitsfeldern und zumindest für den Anfang auch zeitlich befristeten Dimensionen auch in der Kirche angekommen ist, zeigt auch eine Ehrenamtsuntersuchung der bayerischen Landeskirche. Demnach gehören 63 Prozent der Befragten zum Ehrenamt neuen Typs.

In der hessen-nassauischen Kirche engagieren sich 70 000 Frauen und Männer ehrenamtlich, 12 000 von ihnen tun dies in einer Leitungsfunktion, das heißt, sie sind Mitglied eines Kirchenvorstands oder anderen Leitungsgremiums. Das sind beeindruckende Zahlen, die zugleich aber für eine hohe Verantwortung stehen, die die Kirche diesen Menschen gegenüber hat. Sie bringen Zeit, Ideen, Kraft und Begabungen ein. Dafür müssen sie gewürdigt und unterstützt werden.

Vor gut zehn Jahren hat sich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) dieser Verantwortung gestellt und die Ehrenamtsakademie gegründet. Inzwischen sind regionale Ableger entstanden, die eine Vielzahl von Kursen anbieten. Diese reichen vom Lesen eines Haushaltsplans bis zur Annäherung an den eigenen Glauben. Das ist gut und richtig so, denn die Engagierten stehen nach außen für die Kirche. Stehen sie positiv zu ihrem Ehrenamt und sind sie sprachfähig in ihrem Glauben, können sie dies auch ausstrahlen und in diesem Sinne einladende Gemeinde sein.

Mit der jüngsten Änderung des Ehrenamtsgesetzes wurden auch die Ehreamtlichen in den Blick genommen, die kein Leitungsamt haben. Ein längst über-fälliger Schritt: Auch wer den Kindergottesdienst nicht leitet, aber regelmäßig mitarbeitet, wer sich im Chor oder im Besuchsdienst engagiert, hat Fragen und das Bedürfnis nach Vergewisserung. Für sie soll die Ehrenamtsakademie in Darmstadt nun eine Vermittlerrolle übernehmen und verlinken zu anderen Anbietern von Fortbildungen.

Ohne Ehrenamtliche können viele Bereiche in der Kirche nicht abgedeckt werden. Sie sind wichtig in den Gemeinden und stehen für die Gemeinschaft, die Gemeinde ausmacht. Deshalb darf ihre Förderung nie als abgeschlossener Prozess gesehen werden, sondern muss ständig weiterentwickelt werden – damit Ehrenamtliche tatsächlich Spaß an ihrem Amt haben.

http://www.ev-medienhaus.de/article/spass-im-amt/meinung-und-nachricht/2014/15/6037